Trolley Trailer



Für das Filmchen stellte ich mich einmal selbst auf das Gespann und nehme den Stand August 2020 vorweg. Eigentlich habe ich es für meine Frau gemacht und das begann im Januar 2020. Es wurde eine kurvenreiche Entdeckungsreise.

Ein paar Tage, nachdem ich meinen Eigenbau-Trolley in die Hände von Akurad gab, stellte der Nachbarsjunge ein Kickboard zum Mitnehmen vor die Tür. Ich war neugierig auf das Ding und griff zu – richtig schöne Technik mit Achsschenkelchen und einer Neigelenkung.

Die Idee, einen Anhänger für den Trolley meiner Frau zu bauen und mit ihr gemeinsam auf einer Runde rollen zu können, wenn mein Projekt fertig wäre, entwickelte sich umgehend. Am Ausgangspunkt stand ein Aspekt im Vordergrund: Meine Frau hat einen dreirädrigen Carbon-Trolley, der sicher nicht die Aufliegelast eines Einachs-Anhängers verträgt wie mein eigener Trolley. Genau deswegen hatte ich den ja so stabil konstruiert.

Ihr Anhänger müßte statt dessen 4rädrig sein und ihr Gewicht alleine tragen; der Trolley wäre nur Zugmaschine. Da paßte die Lenkung dieses Kickboards gut in den Anhänger-Plan. Ich begann mit einem Versuchsaufbau um die Lenkung mit Ackermann-Prinzip auszutüfteln, das heißt, das kurveninnere Rad schlägt mehr ein, weil dessen Kurvenradius kleiner ist als beim äußeren.


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Zunächst sah ich Nordic Skating Räder mit 15 cm Durchmesser vor, weil die gute Lager haben und der Anhänger nicht so hoch werden sollte, damit sie leicht aufsteigen kann. Dann entdeckte ich, dass es auch eine „Monster“-Variante des Kickboards gibt, das sehr breite, aber nur 12 cm große Räder hat. Die schienen mir besser geeignet, denn sie würden den Rasen des Golfplatzes schonen und den Anhänger noch flacher halten. Alles besorgte ich mir über Kleinanzeigen und begann damit, den Anhänger zu konstruieren.

Die Plattform war wieder eine Siebdruckplatte, an der die Aufhängungen der Räder festgeschraubt sind. Für die vorderen, lenkbaren Räder schweißte ich mir eine Halte-Konstruktion zurecht. Darin wurden die Achsschenkel drehbar gelagert, von dort ging es über die Spurstangen an eine Art Drehschemel, der hier die Spurstangen bewegte und dort mit der Deichsel verbunden war.


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Die hintere Aufhängung baute ich aus Aluwinkeln, die mit Schrauben verbunden ein T-Stück ergeben, um wegen der geringen Bodenfreiheit eine einseitige Aufhängung zu realisieren.


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Nun mußte die Kupplung am Trolley gemacht werden. Ich maß alle infrage kommenden Teile aus und ließ mich vom Internet zu Lösungen anregen. Ich fand breite Auspuff-Schellen, die gleichzeitig den Bereich der Hinterachse stärken konnten. Ich bestellte sie so groß, dass darunter noch ein gewebeverstärkter Kühlerschlauch paßte. Die Schellen verschraubte ich mit einer Querverbindung, die gleichzeitig die Anhängerkupplung darstellte.


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Probefahrt Ende Januar – es war kein Renngespann, das da entstanden war. Es funktionierte auf glatter Straße, aber es war zu ahnen, dass die Motoren auf Gras zu schwach sein würden. Das Projekt ruhte für ein paar Monate.

Juli 2020. Meine Frau hatte Knie. Entweder 6 Wochen Golfpause oder...? Aber da stand ja noch etwas in der Garage! Allerdings mußte der Anhänger von breit auf lang umgebaut werden, der kurze Radstand machte ihn etwas kippelig. Außerdem sollte ja Gehen und Fahren genau wie bei meinem Hauptprojekt möglich sein. Dazu baute ich die Anhängerkupplung am Trolley so um, dass man den Anhänger abnehmen und ihn hochkannt am Trolley per Steckverbindung einhaken kann.

So versuchten wir es dann auf dem Golfplatz. Hinter dem Trolley mit aufgestecktem Anhänger herzugehen funktionierte wie geplant. Der Anhänger war schön fixiert, nix störte die Schrittlänge. Aber das Fahren klappte nicht. Bei mir überhaupt nicht, mit meiner Frau „am Steuer“, die leichter ist, leider auch nur als Beleg dafür, dass die Idee grundsätzlich funktionieren könnte – wenn die Motoren stark genug sind. Das hatten wir ja gleich vermutet. Es ist schon erstaunlich, wie sehr das Fairway und erst recht das Semirough Leistung wegschlucken. Die Motoren liefen ständig in dem Bereich, in dem die Elektronik ihren Job macht, abriegelt und den Zug zum stehen bringt.




Um den Rollwiderstand zu verringern, versuchte ich es mit größeren 8Zoll-Rädern von einem Mountainboard, das ich bei meinem anderen Projekt nicht nutzen konnte. Der Anhänger sah mittlerweile gar nicht mehr schön aus, viele Versuche hatten ihre Spuren in Form von Löchern und Ausschnitten hinterlassen. Nun kamen einige dazu.


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Neuer Test – die größeren Räder waren besser und verstauen ließ sich der Anhänger immer noch! Zumindest auf den Wegen konnte man nun fahren, ab und zu ein Abstecher aufs Fairway ging auch, aber der kleinste Hügel oder das Rough hemmten den Vorwärtsdrang. Ich hatte inzwischen herausgefunden, dass die Motörchen 2x 90 Watt Leistung bringen. Trotz Getriebe ist das einfach zu wenig und sie laufen ständig auf Vollast. Nach 12 Löchern war auch dieser Test zu Ende, denn die Batterie war komplett leergesaugt.



Mittlerweile hatte meine Frau Spaß an der Sache, aufgeben ging nicht mehr. Stärkere Motoren für ihren Trolley fand ich nicht. Also begann ich im Netz nach Trolleys mit kräftigen Motoren zu forschen. Die wenigsten Hersteller geben die Leistung ihrer Motoren an, es heißt in der Regel „...angetrieben von zwei kräftigen Elektromotoren“.

Ich entdeckte aber einen China-Trolley, der hier in Deutschland unter verschiedenen Marken angeboten wird. Den unglaublich niedrigen Preis sieht man dem Teil an, doch in der Beschreibung stand „zwei 24 Volt Motoren mit je 200 Watt“. Das wäre mehr als doppelt soviel Kraft... wenn das stimmte, lohnte sich ein Versuch.

Franz Friesen aus Düsseldorf, der eine dieser einander fast baugleichen Konstruktionen vertreibt, überließ mir seinen Verleih- und Vorführtrolley um den Anhänger damit zu testen, ich könne ihn zurückgeben, wenns nicht klappt. Sehr nett! Wieder in der Garage bastelte ich eine provisorische Anhängerkupplung dafür und schon der erste Test vorm Haus ließ erkennen, dass die Motoren wirklich kräftiger sind!


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Wir trauten uns also wieder auf den Golfplatz, ich nahm zur Sicherheit ein Cart. Doch es funktionierte! Wie einst Bertha Benz fuhr meine Frau mit meiner Garagenkonstruktion über die Fairways ihrem Ball hinterher. Die beiden Motoren haben immerhin soviel Power, dass dabei ihr Ski- und Surfertalent aufblitzten konnte. Mir machte es Spaß, dass meine Frau Spaß hat.

Erkenntnis: zwei mal 200 Watt sind also bei „Frauengewicht“ mindestens nötig, ein bischen Rough geht, kleinere Hügel, die man als Fußgänger kaum merkt gerade noch, Berge gehen nicht. Prinzipbedingt haben die Antriebsräder mitunter Probleme Grip zu finden. Die Elektronik im Trolley regelt bei 8 km/h ab, die 10 Ah der Batterie reichen jetzt im Sommer für ziemlich genau 18 Löcher.



Nun wollte ich auch die Lösung fürs „Gehen und Fahren“ wie bei meinem Haupt-Projekt! Das vierrädrige „Kölner Brett“ war an dem China-Trolley allerdings schwierig zu verstauen.

Weil sich die Hinterachse des Trolleys (bzw. das Querrohr, in dem die Motoren wohnen) aber als sehr stabil herausgestellt hatte (fettes 3 mm Alurohr) und somit Aufliegelast tragen kann, versuchte ich auch hier den einachsigen Anhänger. Ich wollte ihn so kleiner, die Deichsel kürzer halten und ihn damit leichter am Trolley unterbringen können, wenn er nicht genutzt werden soll. Ausserdem hoffte ich, dass beim Fahren durch Gewichtsverlagerung auf die Deichsel etwas mehr Druck auf die Antriebsräder gegeben werden kann. Gleichzeitig wäre das ein Test für mein Haupt-Projekt, denn das stand immer noch von mir ungefahren in Schwäbisch Gmünd.

Die Vorgaben, die der China-Trolley macht, schränkten die Möglichkeiten im Bereich der Anhänger-Kupplung zwar ein, aber ich hatte eine Idee dazu. Als erstes mußten die Maße und Abstände geändert werden. Glücklicherweise überließ mir mein Golfkumpel Niko seinen alten Trolley, es ist einer der vielen fast baugleichen Modelle. Die Motoren erwiesen sich als schwächer, aber etwas anderes war zu gebrauchen: das Gestänge, das Bag und Lenker hält, ist nämlich nicht nach hinten gebogen, sondern nach vorne. Dadurch wandert der obere Baghalter, die Hirth-Verzahnung und der Lenker 20 cm vorwärts und die Deichsel des Anhängers kann damit um diesen Betrag kürzer sein.

Zunächst stellte ich die Trolleys nebeneinander, vermaß und lotete die Möglichkeiten aus. Denn dem spontanen Austauschen der Stangen stand ein Hindernis entgegen: das Kabel, das von der Elektronik unten am Trolley durch das Gestänge zur Steuerelektrik am Lenker führt. Der Stecker oben an der Steuereinheit muß schlicht abgeschnitten werden um das Kabel aus den Rohren ziehen zu können. Beim schwarzen „Materialgeber“ traute ich mich zuerst, montierte das schwarze Gestänge am Einsatztrolley und es paßte wie vermessen. Das Bag steht nun etwas steiler.


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Nun machte ich mich an den Bau des 1Achs-Anhängers. Diesmal wählte ich 9Zoll-Räder mit Luftreifen und entschied mich dazu ein Chassis zu bauen, auf dem die Platte aus Mehrschichtholz in verschiedenen Positionen verschraubbar ist. Auch die Deichsel plante ich so, dass Längenänderungen möglich sind. Die Kupplung am Trolley ähnelt der des anderen Projektes, mehrere Drehachsen mit Kardangelenk und Axiallagern. Die zugeschnittenen Metallstäbe vom Chassis heftete ich nur an, wer das sieht versteht, dass mein Kumpel Andreas dann die richtige Schweißarbeit übernahm.


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Abstände und die Bagposition passten wie geplant, der Anhänger, die Kupplung funktionierten. Nun trennte ich auch am Einsatztrolley den Kabelstrang zwischen der Elektronik und Steuermodul oben am Griff und baute ihn an der neuen schwarzen Strebe wieder an.

Der nächste Schritt war, den Anhänger hochklappbar zu machen. Dazu nutzte ich einen Teil des Kunststoff-Regenschirmhalters, der normalerweise an der oberen Griff-Strebe angeklemmt wird. Ich klemmte ihn jedoch an der senkrechten Strebe in eine passende Position und schweißte mir dann eine Halterung, die mit dem Kunststoffteil verschraubt wird. 2 Schrauben ragen hinten heraus, die Platte des Anhängers hat 2 Löcher an der passenden Stelle. Hochklappen, einhängen, mit einem Gummistrap fixieren, fäädisch!


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Ende August 2020 war Premiere auf dem Golfplatz. Erkenntnis: Die größeren 9Zoll-Räder sind ein Komfortgewinn, an die oben überstehenden Räder hat sich meine Frau (im Gegensatz zu mir) schnell gewöhnt. Gehen und Fahren funktionieren, der Anhänger ist blitzschnell am Trolley hoch- und runtergeklappt. Meine Frau ist der Meinung, der 1Achser fahre sich sogar noch einfacher als der 4Rad-Anhänger, auch weil engere Kurven möglich sind. Andere Einschränkungen wie oben, das Grip-Problem kann sie aber in der Tat durch Gewichtsverlagerung mildern. Wegen der Reichweite nehmen wir einfach eine zweite Batterie mit und tauschen bei Bedarf.

Wahrscheinlich diktiert die Praxis in Zukunft noch gewisse Verbesserungen oder Korrekturen, aber die Entdeckungsreise geht hier im Prinzip zu Ende. Schon lustig, wie sich die Route vom Carbontrolley mit 4Rad-Anhänger veränderte zur letztendlichen Lösung. Klar kann das entstandene Gespann nur eine Art Prototyp sein, hier und da sind Frickellösungen erkennbar, weil meine Möglichkeiten nicht ausreichen, und ein paar Watt mehr Power wären auch nicht schlecht. Doch das Prinzip funktioniert in gewissem Rahmen.



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